Krisenfestigkeit

Bei Betriebsfunk greifen Sie auf eigene Geräte und eigene Infrastruktur zurück. Sie als Nutzer sind zugleich Besitzer Ihres gesamten Funknetzes und wenn Sie möchten auch völlig unabhängig von Netzbetreibern für öffentliche Strom- und Telefonnetze.

Bei Hochwasser, Brandkatastrophen, Sabotageanschlägen und ähnlichen Szenarien kommt es immer wieder zum Zusammenbruch öffentlicher Netzwerke. Stromausfälle, Mobilfunk, Internet, Gas- und Wasserversorgung sind nicht selbstverständlich. Gleich mehrere Katastrophen in den letzten Jahrzehnten haben gezeigt wie anfällig und ungeschützt viele dieser öffentlichen Strukturen sind.

Bei Ihrem Betriebsfunk haben Sie selbst in der Hand, wie robust und krisenfest diese dimensioniert ist:

Handfunkgeräte

Handfunkgeräte sind solange einsatzbereit wie die Akkus halten, bzw. wie man den Akku laden kann. Moderne Klein-Funkgeräte wie die Motorola SL-Series oder auch das EVX-S24 gehören zu einer Geräteklasse welche notfalls ein Laden mittels einer USB-Sromquelle (Laptop, Tablet oder Powerbank) gestatten. Für normale Handfunkgeräte (üblicher weise mit 7,2V-Akku) sind Mobilladegeräte am 12V-Boardnetz eines Fahrzeugs erhältlich.

Mobilfunkgeräte

In Fahrzeuge verbaute Mobilgeräte sind solange Einsatzbereit wie der Boardakku reicht sowie die Lichtmaschine den Boardakku nachladen kann.

Infrastruktur

Standorte von Feststationen und Relaisfunkstellen sollten sturmfest (bis min. 220km/h) und vor Hochwasser geschützt aufgebaut sein. Letzteres bedingt ein Bauwerk auf einer topologischen Anhöhe und keinesfalls mitten in einem alten Flusslauf! Gegen Stromausfall absichern geht ganz einfach mit Blei-Säure oder BleiGel-Akkus. Alle großen Relaisfunkgeräte wie Motorola SL5500 sowie die Kenwood TKR- und NXR-Modelle sind ab Werk vorgesehen zum Anschluss solcher Notstromakkus auf 12V-Basis. Im normalen Betriebszyklus (5/5/90) reichen 12V/60Ah etwa für 24h netzunabhängigen Betrieb. Bis 12V/240Ah ist die Grenze der Sinnhaftigkeit bei 4 Tagen Stromunabhängigen Betrieb erreicht. Für alles was deutlich über 2 Tage Notstrom hinausgeht empfehlen wir eine Lademöglichkeit über Solarpanele. Bei entsprechender Dimensionierung halten Sie so ihre Infrastruktur dauerhaft einsatzbereit und sind auch für wochenlange Stromausfälle vorbereitet.

Sollten Sie sich als gefährdetes Sabotageziel sehen, beispielsweise weil Ihr Betrieb ein Sicherheitsunternehmen oder ein Energieversorger entspricht, können wir auch das mit vorsehen. Sabotagekontakte, Ruhestromschleifen, Bewegungsmelder – das komplette Programm zur Absicherungen der Räume ihrer Gerätetechnik sowie der Antennen und optional Solarpanele schützt vor Fremdzugriff und sorgt für Alarm noch bevor es zu einer Sabotage kommen kann. Die Alarmmeldung kann wahlweise nur in ihrem Büro oder auch an alle Funkgeräte in ihrem Funknetz gemeldet werden. Alarmmeldungen als SMS an Handys sind optional ebenso möglich.

Erkenntnisse aus Katastrophen

In der nachträglichen Aufbereitung der Katastrophen stellt man immer immer wieder fest, das mehrere Einzelgeschehnisse falsch liefen. Auch die Funktechnik ist häufig ein Thema welches dabei betrachtet werden muss. Viel zu häufig sind sorglose Funknetzplanung, fehlerhafte oder unterlassene Installationen ein Grund dafür das sich Geschehnisse zu Katasrophen aufschaukeln können. Anhand zweier Katastrophen erläutern wir ihnen Beispiele solcher Erkenntnisse.

Flutkatastrophe 2021

In der Aufarbeitung der Geschehnisse Mitte Juli 2021 wurde beklagt das keine Warnungen an die Zivilbevölkerung gingen und erforderliche Evakuierungen nicht oder viel zu spät angelaufen sind. In einer rasanten Geschwindigkeit fielen öffentliche Infrastrukturen aus. Strom, Internet, Telefon, Mobilfunknetze. Was zusätzlich noch wegbrach und überhaupt erst zu den zahlreichen Todesfällen führte, war das BDBOS-Netz. Die BDBOS selbst hat scharfe Kriterien an die Krisenfestigkeit ihres digitalen Funknetzes aufgestellt. Praktisch aber hat zum Aufbau der regionalen Struktur die BDBOS nur Empfehlungswirkung. Standortwahl und Krisenfestigkeit liegt in der Verantwortung der Bundesländer. Neben der Erkenntnis das viele Infrastukturstandorte nicht genügend Notstrom hatten, sind manche Senderstandorte am Rande von Flussufern schlicht weg gespült worden. Sogar die Netzanbindung über das Richtfunknetz hing extrem schnell nur noch in Fetzen. Feuerwehren, Katastrophenschutz, Polizei konnte in den zu evakuierenden Gebieten entweder gar nicht mehr funken, oder zumindest nicht mehr mit ihren Leitstellen kommunizieren. Noch vor 15 Jahren zu Zeiten des analogen BOS-Funkes wäre das noch undenkbar gewesen. Wäre dort ein Relaisstandort ausgefallen hätte jedes Einsatzfahrzeug verschiedene Kanäle schalten und andere BOS-Leitstellen oder Nachbarstädte erreicht. Im ultimativen Notfall in NRW hätte Kanal 444 und Rufton 2 jederzeit den Krisenstab beim Innenministerium NRW erreicht. Heute mit den BDBOS-Net versucht man eine Krisenfestigkeit zu erreichen die aufgrund regionaler Entscheidungen und Einsparungsversuchen immer hinterher hinkt. Dabei ist wichtig zu wissen das Notstrom bei TETRA eine gänzlich andere Dimension hat als analoge Infrastruktur oder digitale DMR/pDMR Infrastruktur. Betriebsfunkinfrastruktur wie SLR5500, TKR-, NXR-Serien laufen bis zu 30h mit 12V/60Ah. Bei TETRA-Infrastruktur haben wir es jedoch mit einem Energiebedarf im zweistelligen kW-Bereich zu tun. Mit Bleiakkus macht man da gar nix mehr, sondern eher Dieselgenerator und Dieseltank. Ein sehr ähnliches Problem wie im heutigen Mobilfunk. Die ersten GSM-Netze Anfang 1990 mussten noch Notstromkapazität für 5 Stunden Notbetrieb installiert haben. Heutige Senderstandorte für LTE und 5G wird mit Drehstrom abgesichert über 3x25A = 17,25kW Anschlussleistung versorgt. Mit Notstromakkus braucht man hier auch nicht erst anfangen.

Loveparade 2010

Am 24.07.2010 ereignete sich die die Massenpanik welche zur bislang größten Katastrophe im Rahmen einer Großveranstaltung in diesem Jahrtausend in Deutschland führte. Bereits wenige Tage nach diesem Unglück erreichten uns Medienanfragen zum Thema Fachaufklärung und Einschätzung der bekannt gewordenen Funkprobleme. Tatsächlich war das mit ein Schlüsselthema, denn weder die Polizei noch das Personal des Veranstalters konnten mit Ihren Handfunkgeräten die kritischen Stellen der Massenpanik erreichen. Offenbar haben Entscheider vor Ort diese offensichtlichen Funklöcher als irrelevant angesehen. Wären wir in der Funkplanung involviert gewesen, hätten wir im Tunnel 400m Straherkabel, beidseitig des Tunnels Außenantennen und einen Vandalismussicherer Gerätekasten montiert. Ein FuG9c als RS1-Objektfunk für die Polizei, zur Not einige TETRA-Geräte als DMO-Repeater, sowie ein Betriebsfunkrelais für den Veranstalter hätten günstig gemietet werden können über uns. Sehr wahrscheinlich wäre es mit dieser Infrastruktur nicht zu dieser Katastrophe gekommen, denn bei fehlerfreier Kommunikation wären zahlreiche Missverständnisse gar nicht erst aufgekommen.