Disponentensysteme

Eine Feststation damals in der Zeit des analogen Betriebsfunkes bestand mindestens aus einen Peiker Lautsprechermikrofon welches mit seinem Spiralkabel an der Wand des Büros hing, oder häufiger aus einer Telefon-artigen Sprechstelle auf dem Bürotisch. Darüber bediente man seine Feststation und konnte über Funk mit seinen Fahrzeugen und Handfunkgeräten sprechen.

Der Bedienungsumfang war auf das senden von Selektivrufen und dem Sprachverkehr begrenzt, dafür aber häufig so kompliziert das Mitarbeiter zur Bedienung erst geschult werden mussten. Jeder Funkanwender der mehr wollte, wie FFSK-Kennungen, Statussysteme oder schriftliche Auftragsvergaben, musste teure Zusatztechnik dazu kaufen. Davon betroffen waren bis vor wenigen Jahren noch Anwender des Taxifunkes sowie noch teurer und komplexer in den Leitstellen der BOS (Feuerwehr, Polizei, Rettungsdienste).

Mit der Digitalisierung im kommerziellen Betriebsfunk wurden diese Einschränkungen durchbrochen. Nicht nur das der 5-Ton Selektivruf in neuen digitalen Funknetzen nach DMR oder pDMR-Standard obsolet ist. Das ganze Thema hinter dem Selektivruf von damals, ist in allen digitalen Geräten schon eingebaut. Dank der digitalen Übertragung werden Absenderadresse und Zieladresse parallel und unhörbar mit übertragen. Die Zieladresse bestimmt welche Geräte eine konkrete Durchsage hören soll und ausgeschlossene Geräte halten Ihren Lautsprecher geschlossen.

Ebenso Verschlüsselung. Als Anwender welcher Informationen innerbetrieblich austauschen muss welche entweder schützenswerte Kunden- oder Patientendaten oder vielleicht Betriebsgeheimnisse enthalten, konnten damals im analogen Betriebsfunk nur minderwertig verschlüsselt werden. Scrambling durch Sprachbandinversion, ein antiquiertes Verschlüsselungsverfahren welches diesen Namen heute längst nicht mehr verdient. Durchweg alle digitalen Geräte nach DMR oder pDMR enthalten schon in der Grundausstattung echte, digitale Verschlüsselung mit erheblichen Schlüsselbreiten. Wem das noch nicht reicht, kann sich über optionale Lizenzen auch mit extremen Verschlüsselungslösungen absichern.

Moderne Feststation

Wer heute eine neue „Zentrale“ für den digitalen Betriebsfunk braucht, hat die Wahl. Das gewohnte oben beschriebene System mit Funkgerät an der Antenne und einer modernen Sprechstelle im Büro gibt es immer noch. Allerdings eben in einem ähnlich eingeschränktem Umfang wie damals.
So können zwar Absender- und Zieladressen gesteuert werden, also analoge Selektivrufe auswerten und senden sowie DMR Grundfunktionen inklusive Einzelanruf und Gruppenrufe getätigt werden. Aber Themen wie Textmessaging, schriftliche Auftragsvermittlung sowie GPS und Telemetrie sind mit dieser Variante ausgeschlossen:

Oder richtige Disponentenlösungen:
Disponentenlösungen bestehen heute primär aus Software. Und die Konzepte sind sehr unterschiedlich. Wir arbeiten primär mit zwei unterschiedlichen Konzepten:

TRBOnet Enterprise

TRBOnet Enterprise ist ein Softwarekonzept für DMR-Netze auf Basis von Motorola Geräten (MOTOTRBO). Adressierung von Durchsagen (Selektivruf) und Darstellung von Absenderadressen funktioniert mit allen MOTOTRBO-Geräteklassen.
MOTOTRBO-Geräte mit LCD können Textmitteilungen erhalten.
MOTOTRBO-Geräte mit GPS (R7 Premium, DM4401/DM4601) können von TRBOnet Enterprise lokalisiert und auf digitalem Kartenmaterial (Open Street Map oder GoogleMaps) dargestellt werden. Eigene Grundriss- oder Gebäudekarten können eingepflegt werden für Indoor-Location.
Die Bedienung der Feststation läuft ausschließlich über Ihren Büro-PC und der mit Windows 7-10 kompatiblen TRBOnet Enterprise. Alle Daten (Geräteadressen, Textübertragungen, GPS-Standortdaten, Telemetrie) sowie Mikrofon und Lautsprecher laufen über Ihren PC.
Das Funkgerät Ihrer Feststation ist dabei ein Kopfgerät DM4400e oder DM4600e welches mittels USB-Kabel sowie NF-Leitungen (Lautsprecher & Mikrofon) über Ihre Soundkarte mit dem PC verbunden wird.
Da TRBOnet Enterprise auf IP-Netzwerke basiert sind zwei ooder mehrere Disponentenplätze nicht räumlich begrenzt. Das bedeutet das Ihr erster Disponentenplatz im Büro ist, und optional ein zweiter Disponentenplatz über das Internet via VPN gesichert bei Ihnen zuhause, oder unterwegs auf einem Laptop laufen kann. Ebenso bietet TRBOnet auch eine Option via Smartphone-App bedient zu werden.

Kenwood KAS-20

Die KAS-20 Software ist eine Disponentenlösung für pDMR und DMR-Geräte von Kenwood (NEXEDGE / NXDN). Adressierung von Durchsagen (Selektivruf) und Darstellung der empfangenden Absenderadressen funktionieren mit allen Kenwood NXDN-Funkgeräten.
NXDN-Geräte mit LCD können Texte von der KAS-20 empfangen.
NXDN-Geräte mit GPS (z.B. NX3720-GE / NX-3820-GE) können mit der KAS-20 lokalisiert und auf digitalen Karten (Open Street Map oder Google Maps) dargestellt werden.
Ihre Feststation kann hier z.B. ein NX-1700NE/1800NE sein, welches über eine RS232-Verbindung mit Ihrem PC verbunden ist. Jedoch läuft der Sprechfunkverkehr nicht über die KAS-20, so das Lautsprecher und Mikrofon der NX1700NE/1800NE benutzt werden muss.

Gemeinsamkeiten und Unterschiede

Mit beiden Disponentenlösungen, TRBOnet Enterprise für MOTOTRBO als auch der KAS-20 für Kenwood NXDN bekommt man übersichtliche Programmfenster die einen guten Überblick über Ihr Funknetz bieten.
So sehen Sie alle Funkgeräte Ihrer Flotte mit dem jeweiligen Status „Abgeschaltet / Eingeschaltet“ und können auch sehen wenn einzelne Fahrzeuge die Reichweite Ihrer Feststation verlassen. So können Sie beispielsweise Ihre tatsächliche Reichweite überprüfen und erkennen möglicher weise Funklöcher welche dank GPS-Ortung genauer als je zuvor sichtbar werden. Ein wichtiges Kriterium zur Wahl ist beispielsweise die Telemetriefunktion.

Telemetrie umfasst alle via Funk übertragenen Daten die weder etwas mit dem DMR-Protokoll noch mit Sprechfunk zu tun haben. Das können z.B. Datenpakete sein welche von einem Handfunkgerät von einer Bluetooth-Bake empfangen wurden. Das ist beispielsweise die Grundlage von Indoor-Location, aber auch von Warenlogistik sowie IoT. Dieses weite Feld spricht klar für MOTOTRBO und TRBOnet nur hier die Lösungen bereit stehen.

Warum sind Disponentensysteme nicht im Shop zu finden?

Beide Disponentenlösungen sind keine konkreten Einzelprodukte.
Viel mehr handelt es sich um komplex skalierbare Systeme welche auf jeden einzelnen Kunden und seinen Bedürfnissen zugeschnitten wird. Ebenso muss die Programmierung jedes Funkgerätes in Ihrer Flotte ein Einklang mit dem verwendeten Disponentensystem abgestimmt sein. Aus diesem Grund gibt es keine festen Preislisten noch irgendwelche handfesten Faustformeln welche darlegen wie teuer solch ein Disponentensystem ist. Viel mehr handelt es sich um Maßgeschneiderte Endangebote die Abhängig der Menge der mobilen Funkteilnehmer, der Menge der Dispatcher-Plätze und etlicher weiterer Faktoren ist.
In den Grundpaketen sind bei beiden Systemen bis zu 15 mobile Adressen und ein Disponenten-Platz enthalten. In diesen Grundpaketen liegt man bei der KAS-20 bei rund 2500€ Netto / 2975€ inkl. MwSt. und bei TRBOnet Enterprise bei rund 3000€ Netto / 3570€ inkl. MwSt.
Aber als Richtwert darf man dieses nicht verstehen! Haben Sie mehr mobile Funkgeräte als die in den Grundpaketen gestatteten 15, kommen ab der 16. Funkstelle Mobile Teilnehmerlizenzen hinzu.
Ebenso sind Disponentensysteme kein Produkt was einzeln Sinn macht. Erst bei Neuplanung einer Feststation einschließlich der Hardware und zusammen mit einer Disponentenlösung macht Sinn.

Hardwarelösungen

Aus funktechnischer Sicht macht es bei Feststationen Sinn das Kopfgerät oder eine Relaisfunkstelle immer so nah wie möglich an der Antenne zu positionieren. Das Antennenkabel sollte unabhängig seiner Qualität so kurz wie möglich sein. Die Verbindung zu Ihrem Disponentensystem sollte möglichst nicht über eine 20m oder gar längere Zubringerleitung führen, weil die Kabelverluste empfindlich Ihre Empfangsreichweite einschränken.
Bei TRBOnet Enterprise besteht die Möglichkeit ein Windows-Client via USB und Audio an zu schließen und mittels TRBOnet-Server alle DMR-Daten inklusive Sprache (Mikrofon & Lautsprecher) über Netzwerk zum Disponentensystem zu verbinden. Mit einfachen Netzwerkkabeln Cat.6 als 100MBit oder 1GBit können beinahe beliebige Distanzen quer durch Ihr Firmennetzwerk liegen. Ist eine Kabelverbindung ungünstig, weil Ihre Kopfstation auf einem Hochhaus in der Nähe steht, kann die Anbindung an Ihren TRBOnet Enterprise Disponentenplatz auch mit einer verschlüsselten Schmalband-Richtfunkstrecke im anmelde- und Gebührenfrei nutzbarem 5GHz WLAN realisiert werden.


Bei Kenwood gibt es bislang solch eine Anbindung nicht. Abgesetzter Betrieb über Kabel ist möglich mittels zwei Interfaces welche die RS232-Schnittstelle auf RS485 wandeln und die Audiosignale (Mikrofon & Lautsprecher) symmetrieren. Das Kabel kann dann übliche Telefon-Installationsleitung 4-DA oder Cat.6 Netzwerkkabel bis zu 100m lang sein.
Eine bessere Option ist bislang von Kenwood noch nicht realisiert.

Noch ein Wort zu Telemetrie

Telemetrie umfasst externe Daten welche zwischen MOTOTRBO und TRBOnet Enterprise optional ausgetauscht werden kann. Das fängt bei einfachen Schaltbefehlen an (Türöffner, Alarmanlagen, das schalten von Geräten und Maschinen) sowie die Übertragung von Kontakten und Sensoren. In Verbindung mit Handfunkgeräten welche Bluetooth und WLAN unterstützen wird Telemetrie enorm erweitert.

Bei Indoor-Location kann der Aufenthaltsort von entsprechenden Handfunkgeräten mit TRBOnet auch innerhalb von Gebäuden ohne GPS-Empfang sehr genau realisiert werden. So hat der Disponent mit TRBOnet jederzeit einen Überblick wo im Gebäude oder auf dem Werksgelände gerade sein Sicherheits- oder Servicepersonal ist. Somit können Arbeitsaufträge zielgenauer und Arbeiten rationeller verteilt werden.
Ebenso unterstützt MOTOTRBO Indoor-Location die Protokollierung des Objektschutzes. Nachtwächter mit Lochkarten oder Lesegeräten für Magnetstreifen erübrigen sich. Es reicht das mitführen eines Handfunkgerätes und TRBOnet Enterprise loggt zuverlässig die Wachrunden und welche Gebäudeteile und Räume nachweislich zuletzt begangen wurden.

Bei TAG-Telemetrie werden externe Daten ebenfalls von BT-Baken übertragen, allerdings für logistische Zwecke. In den letzten Jahren hat man in der Logistik Geld verbrannt mit dem Versuch Warenströme durch Hochregallager und Sortierzentren mittels WLAN-Netze ab zu decken, mit sehr ernüchternden Resultat. Mit Hilfe von günstigen Bluetooth-Tags und einem Personal mit z.B. R7 Premium Handfunkgeräten ausgestattet werden aktuelle Warenstandorte und deren Bewegungsgeschwindigkeit über TRBOnet Enterprise zusammen getragen. Stundenlanges Chaos weil aufgrund eines mal wieder zusammengebrochenen WLAN-Netzwerkes kein Lagerroboter mehr seine Paletten findet – mit MOTOTRBO und TRBOnet kann Ihnen das nicht passieren.

Resümee:

Beide Systeme haben Ihre Daseinsberechtigung weswegen wir mit beiden arbeiten. Die KAS-20 von Kenwood wird von uns dann empfohlen wenn das Büro mit Disponentenplatz sehr nah an der Stationsantenne ist (unter 20m Kabelweg bzw. unter 40m Kabelweg im 2m Band mit LCF12-50J Kabel. Denn dann kann das Kopfgerät z.B. eine NX-1700 oder NX-3720 direkt im Büro stehen und kann nach Bedarf entweder mit dem Disponentensystem, oder bei herunterfahrendem PC auch direkt mittels Lautsprecher und Mikrofon bedient werden.
TRBOnet empfehlen wir hingegen in allen anderen Fällen wo die abgesetzte Kopfstation deutlich mehr als 20m vom Disponentenplatz entfernt sind und wo die Anbindung über IP-Netzwerk (Kabel, WLAN-Richtfunk oder VPN-Internet) sinnvoller ist.

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